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Der Erwachsenen-Sozialdienst wurde zum 01.01.2019 eingeführt und ist auf 3 Jahre, bis 31.12.2021, befristet. Die 2,3 Stellen sind mit drei langjährig erfahrenen Sozialpädagog*innen besetzt.
Zuständigkeit Der Erwachsenensozialdienst (ESD) ist in der Pilotphase entsprechend des beschlossenen Rahmenkonzepts in folgendem Teilbereich des Kreisgebietes tätig: In den Städten Bad Segeberg und Wahlstedt und in den Gebieten der Amtsverwaltungen Bornhöved, Boostedt-Rickling, Trave-Land, Leezen und Itzstedt. In diesem Bereich leben gut 92.700 Einwohner, hiervon sind knapp 55.300 zwischen 20 und 64 Jahre alt und 19.400 65 Jahre alt und älter. Der Erwachsenen-Sozialdienst ist ein Angebot, das im Schwerpunkt eine nied-rigschwellige und bei Bedarf aufsuchende und nachgehende Einzelfallhilfe für voll-jährige Menschen anbietet. Er berät und unterstützt Personen ab 18 Jahren, die sich in einer Problemlage befinden, soweit dieser nicht durch spezialisiert verortete Zuständigkeiten wie z.B. des Jugendamtes (§ 41 SGB VIII Hilfe für junge Volljährige) oder des Sozialpsychiatrischen Dienstes (bei Vorliegen psychischer Erkrankung) begegnet werden kann.
Aufgaben Das Angebot versteht sich als niedrigschwellig ohne formale Zugangs-voraussetzungen und wird ggf. auch nach Hinweisen Dritter, wie z.B. aus den Gemeinden, von Angehörigen, den Jobcentern oder Diensten der Kreisverwaltung, tätig. Das Angebot ist kostenlos und trägerneutral. Durch den ganzheitlichen Blick auf die in der Regel mehrschichtigen Problemlagen erleben sich die Mitarbeiter*innen häufig zunächst als Clearingstelle.
Die direkte Unterstützung reicht von Hilfe bei der Beantragung von Leistungen bis zur Begleitung im Trauerfall oder der Suche nach einem Pflegedienst. Es wird zu bestehenden Hilfemöglichkeiten im Sozialraum informiert, an zuständige Fachberatungsstellen verbindlich vermittelt sowie an andere professionelle oder ehrenamtliche Unterstützungsangebote angebunden. Die vernetzende Zusammenarbeit mit anderen Fachdiensten, Institutionen, Bera-tungsstellen etc. stellt das Grundgerüst der Aufgabe dar.
Ziel Ziel ist es, volljährige Menschen in persönlich schwierigen Lebenslagen zu unterstützen und ihnen bei der Überwindung von Krisen zu helfen, um ihnen ein gesichertes und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.
Evaluation Das Pilotprojekt wird von der Fa. xit GmbH durch Evaluation begleitet. Hierfür wurde die Erfassung und Dokumentation der täglichen Tätigkeiten für die weitere Auswertungen ausgelegt. Es findet eine anonymisierte Befragung mittels eines Fragebogens in der Anfangs-phase der Beratung statt. Mit diesem werden die Menschen gefragt, wie sie vom ESD erfahren haben, ob sie die Hilfe bekommen, die sie brauchen, ob schnell reagiert wurde und ob ihnen ohne diesen Dienst etwas fehlen würde.
Die erhaltenen Antworten ergeben ein sehr positives Feedback. Insgesamt erfolgt die Rücksendung in etwa 10% der Fälle. Vermutet wird, dass der Umgang mit Schriftverkehr, der ein häufig auch Beratungsinhalt ist, für die eher geringe Rücksendung ursächlich ist.
Im Rahmen der Evaluierung ist außerdem eine "stichprobenartige" telefonische Befragung der Hilfesuchenden (bei Einverständnis) vorgesehen. Aktuell gestaltet sich nach Informationen der Fa. xit dies aber nicht einfach. Die Fa. will hier durch Modifizierungen der Kontaktaufnahme und der Befragung versuchen an verwertbare Ergebnisse zu gelangen. Des Weiteren erfolgten im Rahmen der Evaluation eine Markt und Umfeldanalyse, eine Befragung (Telefoninterview) mit zwei vergleichbaren Anbietern sowie ein Fokusgruppeninterview mit Netzwerkpartnern des Erwachsenen-Sozialdienstes.
Zum Fokusgruppeninterview mit den Netzwerkpartnern wurde versucht eine möglichst große Bandbreite abzubilden. Von folgenden Stellen wurden Interviewpartner eingeladen: Sozialpsychiatrischer Dienst Hilfeplanung der Hilfe zur Pflege Jobcenter Kreis Segeberg Ordnungsamt einer Stadtverwaltung Hilfeplanung der Eingliederungshilfe für Erwachsene
Pflegestützpunkt Sozialamt einer Stadtverwaltung
Leider war dem Pflegestützpunkt und dem Sozialamt krankheitsbedingt eine Teil-nahme nicht möglich.
Die Rückmeldungen der Netzwerkpartner zur Einführung des Dienstes waren positiv. Allgemein wurde festgehalten, dass die Vermittlung von Klienten wechselseitig geschieht.
Als Vorteil für die Fachdienste wurden die folgenden Punkte geäußert: Niedrigschwelliges Angebot (Klient muss "nichts können", nicht an ESD schafft Vertrauen (in Systeme) und betreiben Angstabbau Die vermittelte Hilfe wird häufig nicht umgesetzt; diese Information entgeht aber den Fachdiensten ESD wird in solchen Fällen frühzeitig einbezogen und sorgt für Umsetzung ESD sorgt für tatsächliche Inanspruchnahme und entlastet den Fachdienst Durch die Begleitung der Antragsstellung wird der Dienst entlastet (keine falschen Unterlagen oder Unterlagen kommen nach und nach) Arbeitsaufwand wird minimiert + Vermeidung von Konflikten
Als Vorteil für Klienten wurden die folgenden Punkte benannt: Weiches, niedrigschwelliges Hilfssystem kein "Behördengebahren", Sanktionen Aufsuchende Hilfe als besondere Leistung Bleiben dran und kommen wieder, auch wenn ein Erstkontakt Hilfe aus einer Hand Flexible Beratung weiter Blick auf Themen ESD stellt sicher, dass die Menschen auch die Hilfe erhalten, die ihnen zusteht und nicht an der Bürokratie scheitern (Anträge) Bringen die richtigen Unterlagen
Durch den ESD erhalten Bürger Hilfe "Früher war es halt so: Ok, wenn er die Unterlagen nicht bringt, dann kriegt er halt kein Geld. Durch die Einrichtung des ESD finde ich es "schöner", weil ich jemanden anrufen kann, wenn ich weiß, ok, ich kann nicht zu diesem Kunden nach Hause und die Unterlagen mit ihm zusammen suchen; aber jetzt gibt es jemanden, der das kann!" Zitat aus Fokus-Gruppen-Interview
Resümee zum ersten Jahr Im Verlauf des ersten Jahres wurden über 250 verschiedene Personen durch den Erwachsenen-Sozialdienst unterstützt. Es erfolgt ein monatlich recht kontinuierlicher Fallzuwachs. Die jüngste Person war 18 Jahre alt, die ältesten über 90 Jahre alt. Das Geschlechterverhältnis der Ratsuchenden ist ziemlich ausgewogen. 45% der Personen finanzierten sich vollständig aus eigenem Einkommen, 42% der Personen lebten von Sozialleistungen, bei 13% gab es aufstockende Sozialleistungen. Erfreulicherweise melden sich etwa ein Viertel der Ratsuchenden selbst beim ESD. Häufigste Gründe sind der Umgang mit Ämtern und Behörden und Wohnungsangelegenheiten. Körperliche Erkrankungen, finanzielle Probleme und Verwahrlosung sind häufige weitere Anlässe. Nach Ablauf des ersten Jahres hat der Erwachsenen-Sozialdienst eine gute Bekanntheit erreicht. Die eigenen Abläufe und die Zusammenarbeit mit Partnern im Netzwerk sind klar und das Profil hat sich ausgeprägt.
Anlage/n:
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